Red Bull Wattlauf Cuxhaven-Duhnen 2025 - Racebericht
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Red Bull Wattlauf | 31.08.2025
Wenn zwei Leidenschaften aufeinandertreffen …
Nordsee + Laufen = meine persönliche Liebesformel. Und was hätte es Besseres geben können, als beides am 31. August 2025 beim allerersten Red Bull Wattlauf in Cuxhaven-Duhnen miteinander zu verbinden? Ein Lauf mitten durchs UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer – und das nicht etwa gemütlich wie beim Strandspaziergang, sondern im Wettlauf gegen die Flut.
Klingt verrückt? War es auch.
Zur „Vorbereitung“ habe ich mir eine Woche in Dänemark gegönnt – offiziell Workation, inoffiziell natürlich mein persönliches Wattkampf-Trainingslager mit Akklimatisierung am Meer und Lauftraining zwischen Dünen inklusive Familie und dänische Pommes. Perfekte Grundlage also, um anschließend 24 Kilometer durchs Watt zu pflügen, knietief im Schlick zu versinken und dabei auszusehen, als hätte ich einen Wellness-Day im Schlammbad gebucht.
Mein Startplatz? Den hat mir Red Bull zur Verfügung gestellt – vermutlich in der Hoffnung, dass ich nicht direkt bei Kilometer 3 von einer Krabbe überholt werde.
Nach dieser Woche im dänischen Blåvand hieß es für uns: rein ins Auto und ab nach Cuxhaven. Knapp 380 Kilometer klingen erstmal machbar, aber wer braucht schon fünf Stunden, wenn man es in stolzen acht schaffen kann? Wir, natürlich. Warum? Weil wir es können – und weil wir uns an der Elbfähre in Glückstadt gleich mal 2,5 Stunden ins Warte- und Stauvergnügen gestürzt haben. Roadtrip-Feeling deluxe!
Die Spannung stieg, denn unser Campingplatz in Cuxhaven macht die Schranke pünktlich um 18 Uhr dicht. Ankunft? 17:25 Uhr. Perfektes Timing: Camper im Schritttempo auf den Platz, Tür auf, Schuhe an – und direkt weiter zur Startnummernausgabe am Nordseestrand. Dort wehte schon dieser typische Red-Bull-Vibe durch die Luft: coole Beats, Fahnen, Kameras, viele gespannte Gesichter. Man merkte sofort – das hier ist kein „normaler“ Volkslauf, sondern ein Event, das Abenteuer, Adrenalin und ein bisschen Wahnsinn perfekt vereint.
Nach der Startnummernabholung und einem kurzen „Hallo“ mit unserer Münchner Lauffreundin Cindy von runfurther und der späteren Gewinnerin Florentine, schlüpften wir in die Sportklamotten. Nichts bringt müde Beine nach einer langen Autofahrt so richtig in Schwung wie ein kleiner Shakeout-Run am Deich – frische Nordseeluft, Sonnenuntergang und dieses Knistern in der Atmosphäre, wenn man weiß: morgen wird ein großer Spaß.
Zurück am Campingplatz stand das klassische Vorabendprogramm auf dem Plan: die obligatorische Pasta-„Party“, Race-Outfit herrichten, Equipment checken – und dann möglichst schnell ab ins Bett. Klingt nach Routine, aber diesmal war’s eine kleine Premiere: Zum ersten Mal übernachteten wir vor einem Rennen in unserem Van.
Meine Befürchtung? Dass mich das am Race-Morning völlig aus dem Konzept bringen würde – kein „richtiges“ Badezimmer, nur die Sanitäranlagen des Campingplatzes, wenig Platz. Aber Fehlanzeige. Statt Chaos herrschte entspannte Stimmung, irgendwo zwischen Vanlife-Romantik und Red-Bull-Abenteuerlust. Während draußen langsam die Sonne unterging und man schon von weitem das Knistern am Eventgelände spürte, war klar: Morgen wird’s wild. Ein Lauf gegen die Flut, mitten durchs Watt – und wir mittendrin. Fazit: Vanlife meets Race-Day? Funktioniert perfekt und bringt sogar noch eine Extra-Portion Abenteuer in die Vorbereitung.
Der Morgen begann erstaunlich entspannt – fast schon untypisch für einen Wettkampftag. Unser Campingplatz Nordsee Cordts lag nur fünf Minuten vom Start entfernt, und da das verpflichtende Racebriefing erst um 8:50 Uhr angesetzt war, blieb genug Zeit für Kaffee, zuckrige Waffeln, Wasser … und die obligatorischen zwei bis acht Toilettengänge. Luxus pur, wenn man ohne Hektik in einen so besonderen Tag starten darf.
Um 8:30 Uhr machten wir uns auf den kurzen Weg Richtung Strand und Eventgelände. Das Briefing, abgehalten vom Race-Direktor, drehte sich vor allem um das richtige Verhalten im Wattenmeer: keine Verpackungen wie Gelhüllen, aber auch Bananenschalen mitnehmen, die sensible Natur respektieren und ein genauer Blick auf die Streckenführung. Zusätzlich gab es noch ein Highlight: Ultra-Runner Flo Neuschwander teilte persönliche Eindrücke von seinem Testlauf im Vorjahr – inklusive praktischer Tipps, wie man mit Schlick, Prielen und dem unsichtbaren Gegner „Flut“ am besten klarkommt.
Zentraler Punkt war auch nochmal die Info zum Mandatory Race-Kit:
· Transportkapazität für mind. 1 Liter Flüssigkeit (Mehrwegbecher, Flask, Flasche oder Beutel),
· festes Schuhwerk mit profilierter Sohle (idealerweise Trailschuhe),
· 50 € Bargeld oder EC-Karte (für Notfälle bzw. die Rücktransportfähre, falls man auf Neuwerk aus dem Rennen genommen wird (Cut-Off-Time)),
· Laufrucksack, -weste oder -gürtel,
· GPS-Uhr oder Smartphone mit Tracking-App (inkl. aufgeladenem Akku),
· wasserdichte Verpackung für Handy und empfindliche Gegenstände,
· empfohlen: Vaseline (gegen Reibung durch Salz),
· Verpflegung in Mehrwegbehältnissen, Handschuhe/Mütze/Halswärmer bei Kälte,
· verpflichtend auf Ansage der Rennleitung: Jacke (bei Schlechtwetter) oder Kopfbedeckung (bei Gutwetter)
Damit wurde klar: Das ist kein einfacher Spaßlauf am Strand, sondern ein echtes Abenteuer mit Naturgewalten, das Respekt verdient.
Mit all diesen Infos im Kopf und einer Portion Vorfreude im Bauch verbrachten wir die verbleibende Zeit am Strand. Der Blick aufs Meer, die gespannte Ruhe vor dem Startschuss und die wachsende Aufregung machten die Minuten besonders intensiv. Kurz bevor es losgehen sollte, kam die Durchsage: Start um zehn Minuten nach hinten verschoben. Grund: Das Wasser musste noch ein Stück weiter abfließen, damit die Priele nicht zu reißenden Schwimmstrecken mutierten. Ein weiser Entschluss – auch wenn klar war: Selbst bei Ebbe würde dieser Lauf mehr „Überlebenskampf im Schlick“ als klassisches Laufen werden.
Nun endlich ging es los: runter vom Strand, direkt rein ins Watt – endlich mal wieder im Dreck spielen! Die ersten zwei Kilometer dachte ich noch: „Wow, das läuft richtig gut, der Untergrund ist ja top.“ Ja, das waren eben nur die ersten zwei Kilometer. Danach wurde es feuchter … und noch feuchter … bis wir schließlich das erste Priel durchqueren mussten.
Euphorisch dachte ich: „Das laufen wir doch!“ Nach drei Schritten im hüfthohen Wasser war aber klar: energiesparend ist anders. Also Umschalten in den Geh- oder besser Waten-Modus. Schnell wurde deutlich: Beine hinterherschleifen kostet nur Kraft – also hoch damit, fast wie im Storchengang. Es muss ziemlich komisch ausgesehen haben, aber es war eindeutig die effektivste Technik. Besonders hart war der Übergang zurück auf halbwegs festen Wattboden: Beine anheben, Belastung ändern, Rhythmus finden. Nach etwa sechs Kilometern hatte ich den Dreh raus und wusste, wo ich Gas geben konnte und wo besser nicht. Ab da begann für mich der ultimative Spaß – und ich grinste eigentlich nur noch.
Ein Grund: Ich hatte mir vorgenommen, dieses Rennen von Anfang bis Ende gemeinsam mit Olli zu laufen. An einem meiner Lieblingsorte „der Nordsee“, bei einer Premiere wie dieser, war das für mich eine ganz besondere Kombination. Ob Olli das genauso spaßig fand? Fragt ihn am besten selbst. 😉
© Philipp Steffen | Red Bull
Natürlich war vieles anders als bei klassischen (Straßen-)Läufen. Zuschauer am Rand? Fehlanzeige. Stattdessen ein paar Wattwanderer oder Kutschgäste Richtung Neuwerk, die entweder völlig ungläubig starrten oder voller Euphorie anfeuerten. Auf Neuwerk selbst, wo sich der Verpflegungs- und Wendepunkt befand, änderte sich die Stimmung komplett: Plötzlich Action, Menschen, Anfeuerung – fast schon Gänsehaut, Teil der allerersten Ausgabe dieses Laufs zu sein.
Und dort erlebte ich ein Novum: Ich blieb das erste Mal in einem Rennen wirklich stehen, öffnete mir ein Red Bull, atmete tief durch und genoss den Moment. Da wir noch locker im Zeitlimit lagen, war dieser kleine Pausen-Luxus drin. Mit dem Blick auf den Leuchtturm von Neuwerk – übrigens Hamburgs nördlichster Stadtteil – holten wir uns unser Kontrollarmband ab, Beweis für die volle Strecke. Dann hieß es: zurück ans Festland.
Und das hatte es in sich: Gegenwind, die Gewissheit, was noch alles auf uns wartet, und die mentale Herausforderung, die zweite Hälfte durchzuziehen. Für Olli sogar noch etwas härter als für mich, aber ich habe alles gegeben, um ihn zu motivieren – und ihn auf eine Sub 2:30 zu pacen.
Das hat geklappt: wattverdreckt, erschöpft, aber überglücklich liefen wir ins Ziel zurück in Duhnen. Unsere von The North Face gestellten Trailschuhe? Sahen eher aus wie panierte Schnitzel als wie Laufschuhe. Aber egal – das Watt hatte uns verschluckt und wieder ausgespuckt, und wir waren stolzer Teil eines absolut einzigartigen Abenteuers.
Mit der Medaille um den Hals genossen wir im Zielbereich die einmalige Atmosphäre, gratulierten den Siegern Flo Neuschwander und Florentine Beese und mir war sofort klar: Das war garantiert nicht mein letzter Red Bull Wattlauf. Mit dem gewonnen Wissen weiß ich jetzt auch, wie ich mir die Kräfte besser einteilen kann – und kann beim nächsten Mal vielleicht sogar volles Risiko gehen. Auch unsere neue Heimat Hamburg lässt vielleicht ja auch mal ein Training im Watt zu.
Für die Zielverpflegung hatten wir unsere ganz eigene Idee: Olli hatte beim Shakeout-Run am Vorabend entdeckt, dass es in Duhnen einen Gosch gibt. Also erweiterten wir die klassische Läufernahrung kurzerhand um Krabbenbrötchen und Backfischsemmel. Die Gesichter mancher Gäste, die uns watt-verdreckt und sandig in der Schlange stehen sahen, werde ich so schnell nicht vergessen.
Zurück am Campingplatz hieß es dann: Füße unter die Fußdusche, einmal gründlich abschrubben – und auch die Schuhe von ihrem wattigen Paniermantel befreien. Den typischen Meeresgeruch haben sie trotzdem bis München nicht abgelegt. Da wirkt der Satz „deine Schuhe stinken nach Käse“ plötzlich harmlos.
Am Abend trafen wir uns noch mit Cindy von runfurther in einem Strandrestaurant, stießen mit alkoholfreien Drinks auf unseren Erfolg und die allererste Ausgabe dieses einzigartigen Laufs an.
Dieses Wochenende hätte wirklich nicht schöner sein können – und so machten wir uns am Montag glücklich, stolz und voller Watt-Erinnerungen wieder auf den Weg zurück nach München.
Der Red Bull Wattlauf ist kein „normaler“ Wettkampf. Er ist dreckig, nass, unberechenbar – und genau deshalb so magisch. Man kämpft nicht gegen die Uhr allein, sondern gegen das Meer, den Schlick, den Wind – und manchmal auch ein bisschen gegen sich selbst. Und genau darin liegt der Zauber: Es ist ein Rennen, das dich erdet, das dich Demut lehren kann und gleichzeitig pure Lebensfreude schenkt.
Für mich war es eine Mischung aus Abenteuer, Grenzerfahrung und Glücksmomenten – gekrönt von der Tatsache, das Ganze an einem meiner Lieblingsorte und Seite an Seite mit Olli erlebt zu haben. Ich weiß heute: Das war nicht das letzte Mal, dass ich im Watt gegen die Gezeiten antrete. Und vielleicht, nur vielleicht, sieht man mich beim nächsten Mal sogar mit noch mehr Risiko am Start.
👉 Wenn ihr die Nordsee liebt, wenn euch Laufen mehr bedeutet als Asphalt und Bestzeiten – dann gehört dieses Erlebnis unbedingt auf eure Bucket List.
Meine ersten Eindrücke direkt nach dem Race - schau auch gerne auf meiner Insta-Seite @toni_runs_the_world vorbei.
Veranstalter: Red Bull Germany
Homepage: redbull.com/de-de/events/red-bull-wattlauf
Datum: Ende August / Anfang September (2026: tba)
Kosten Startplatz: 39 – 69 EUR (je nach Zeitpunkt der Anmeldung)
Teilnehmerzahl / Limit: 750 (2025)
Start: Cuxhaven-Duhnen Strand
Ziel: Cuxhaven-Duhnen Strand
Streckenbeschaffenheit: Flach, aber Wattboden, Priele
Streckenführung: 24,6km entlang der Pricken bis zur Insel Neuwerk und retour
Cut off: Je nach Wetter- und Flutsituation Cut Off auf der Insel Neuwerk (= Hälfte der Strecke) (2025: 1:30h)
Pre-Race Infos:
Startunterlagenausgabe: Samstag bis inkl. Sonntag | Strand Duhnen
Marathonmesse: ja, ein paar Sponsoren vertreten
Taschen-Aufbewahrung: im Start-/Zielbereich
Race:
Zeitmessung: via Transponder in Startnummer
Verpflegung: Eigenverpflegung und auf Insel Neuwerk (Wendepunkt)
Post-Race Infos:
Wertung: getrennte Wertung Männer und Frauen; keine Jahrgangsklassen
Siegerehrung: im Zielbereich am Strand mit Blick aufs Meer
Verpflegung: Red Bull, Wasser, Obst
Sanitäre Einrichtung: Umkleidebereiche direkt im Zielbereich; Duschen ca. 2min entfernt
Medaille: ja
Urkunde: digital
Zuschauer-’Rennen’: Im Startbereich Beachparty-Atmosphäre; auf der Strecke eher nicht möglich;
Tonis persönliche Wertung: 5 von 5 -> vereint die Liebe zum Laufen und der Nordsee

