Ist es notwendig, seine sexuelle Orientierung innerhalb der Lauf-Community kundzutun?

 

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Zwischen Normalität, Sichtbarkeit und Haltung

Eingangs möchte ich erwähnen, dass ich nie mit meiner sexuellen Orientierung hausieren gegangen bin. Ich fordere Normalität und Gleichberechtigung – und lebe diese, indem ich das Thema nicht in den Mittelpunkt stelle. Das bedeutet nicht, dass ich nicht offen damit umgehe, aber ich schmiere es auch niemandem aufs Brot.

Doch die Frage stellt sich: Ist diese Haltung heute noch die richtige? Oder muss man durch die Vorkommnisse der letzten Zeit doch lauter werden? Und ist es vielleicht sogar wichtig, gesellschaftliche Themen wie Vielfalt und Akzeptanz auch innerhalb einer spezifischen Community – in meinem Fall der Laufszene – zu platzieren?

 

Warum diese Diskussion gerade jetzt wichtig ist

Der Artikel des Chefredakteurs Jacques Schuster in der Welt am Sonntag vom 13.09.2025 trägt den Titel: „Liebe LGBTQ – geht es ein wenig leiser?“
Auslöser war die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, beim CSD in Berlin die Pride-Flagge am Reichstag nicht hissen zu lassen – angeblich, um die Neutralität des Hauses zu wahren. Diese Aktion löste eine landesweite kontroverse Diskussion aus.

Gleichzeitig erleben wir, dass die Stimmung gegenüber der queeren Community in Deutschland so feindlich ist wie seit Jahren nicht mehr. In so einer Zeit glaube ich nicht, dass wir Normalität zurückgewinnen, indem wir leiser werden – im Gegenteil. Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck, sondern eine Form des Dagegenseins, des Für-sich-Einstehens - nicht, um zu provozieren, sondern um sichtbar zu bleiben.

Akzeptanz in der Laufszene – selbstverständlich oder nur scheinbar?

In meiner Erfahrung war die Laufszene schon immer ein sicherer Ort. Ich habe dort nie Ablehnung erfahren – weder offen noch subtil. Es war schlicht nie Thema, wen ich liebe.
Und genau das schätze ich an dieser Community so sehr: Die Basis ist der Sport, die Leidenschaft fürs Laufen – alles andere tritt in den Hintergrund.

Doch genau in dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeit steckt auch eine Verantwortung. Denn nur weil ich persönlich keine Diskriminierung erlebt habe, heißt das nicht, dass es anderen genauso geht. Gerade junge Läufer:innen, die sich erst mit ihrer Identität auseinandersetzen, suchen nach Orientierung, nach Zugehörigkeit, nach Vorbildern.

Deshalb ist es wichtig, dass wir als Running Community nicht nur tolerant sind, sondern aktiv sichtbar machen, dass Vielfalt willkommen ist.

Warum Sichtbarkeit mehr ist als ein Statement

Sichtbarkeit bedeutet nicht, laut oder provokant zu sein. Es geht darum, Flagge zu zeigen – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.
Sport hat die einzigartige Kraft, Menschen zu verbinden, Unterschiede zu überbrücken und Vorurteile abzubauen. Wenn queere Menschen im Laufsport sichtbar sind, senden sie ein einfaches, aber kraftvolles Signal: Hier darfst du du selbst sein.

Psychologisch betrachtet hat Repräsentation eine enorme Wirkung. Studien zeigen, dass sichtbare Vorbilder das Selbstwertgefühl und die mentale Gesundheit junger queerer Menschen stärken. Deshalb ist es wichtig, dass auch innerhalb von Sport-Communities Menschen sichtbar sind, die Vielfalt repräsentieren – nicht um sich abzugrenzen, sondern um Zugehörigkeit zu leben.

Was Laufgruppen beitragen können

Ich halte es für selbstverständlich, dass eine Laufgruppe wie meine Sunrise Striders Munich das Thema einerseits nicht überbetont, andererseits aber in der Außenkommunikation eindeutig Haltung zeigt.
Wir müssen nicht über unsere Identität diskutieren – aber wir können sichtbar machen, dass jeder Mensch bei uns willkommen ist - so wie sie oder er ist unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, Alter oder eben sexueller Orientierung.

Schau gerne auch mal hier vorbei – Sunrise Striders Munich.

Queere Laufgruppen in Deutschland – mehr als Sport

Neben integrativen Laufgruppen wie unserer gibt es in Deutschland auch Clubs, die sich explizit an die LGBTQ+-Community wenden. Sie bieten nicht nur sportliche Gemeinschaft, sondern auch Schutzräume, Austausch und Empowerment.

Einige Beispiele:

·       Berlin Frontrunners – eine der ältesten queeren Laufgruppen Europas

·       Cologne Frontrunners – bekannt für ihre aktive Pride-Teilnahme

·       Startschuss Queer Sport Hamburg e.V. – eine offene Gruppe für alle, die gemeinsam laufen und ein Zeichen setzen wollen

Diese Gruppen zeigen, dass Laufen und Haltung perfekt zusammenpassen – und dass sportliche Leidenschaft und gesellschaftliches Engagement sich gegenseitig beflügeln.

Kennst du noch weitere queere Laufgruppen? Schreibs in die Kommentare!

 

Fazit: Haltung zeigen – ohne laut zu schreien

Vielleicht müssen wir gar nicht laut werden. Vielleicht reicht es, klar und sichtbar zu sein. Nicht, um zu provozieren, sondern um Zugehörigkeit zu zeigen. Sichtbarkeit ist kein Statement – sie ist ein Signal: Du gehörst dazu.

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch in der Laufszene sagen kann: „Ich bin hier willkommen – so wie ich bin.“

Das ist für mich echte Normalität – und das Fundament einer wirklich inklusiven Running-Community.

Wie ist euer Eindruck? Was habt ihr erlebt? Lasst gerne eure Erfahrungen in den Kommentaren da!

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